Landsorten, Hofsorten, regional angepasste Sorten – was früher ganz normal war, ist inzwischen leider eine Seltenheit

 
Das heute in Landwirtschaft und Gartenbau verwendete Saatgut wird meist dort produziert, wo die Bedingungen für die Pflanzen optimal und die Arbeitskräfte billig sind. Die Produktion des Saatguts liegt in den Händen weniger großer Konzerne, die in ihrer Pflanzenzüchtung vor allem auf die Entwicklung von Hybridsorten oder auch gentechnisch veränderten Organismen setzen.
Der Verlust der Kulturpflanzenvielfalt, von samenfesten, offen abblühenden Sorten ist damit vorprogrammiert.
Schon heute sind fast alle traditionellen Kulturpflanzensorten aus dem Anbau verschwunden und werden günstigstenfalls noch in Genbanken am Leben erhalten. Selbst im Ökolandbau liegt der Anteil an Hybridsorten je nach Gemüsesorte zwischen 70 und 100 %.
Die Abnahme der Biodiversität innerhalb einer Art (umfasst Sorten, Herkünfte, Formen, Nutzungsgruppen, Unterarten) wird als Generosion bezeichnet und ist mittlerweile ein bekanntes Phänomen in der industrialisierten Landwirtschaft.
 

Was ist Hybridsaatgut?
Hybridsaatgut entsteht durch die einmalige Kreuzung zweier reinerbiger Elternlinien. Die heranwachsenden Pflanzen vereinen die positiven Eigenschaften beider Eltern und versprechen Höchsterträge, doch schon in der nächsten Generation verlieren sich diese Eigenschaften wieder. Hybridpflanzen können daher nicht nachgebaut werden, das Saatgut muss in jedem Jahr neu gekauft werden. Zudem ist häufig eine präzise Düngung erforderlich, um die prognostizierten Erträge zu erzielen, was zusätzliche Kosten bedeutet.


Der regelmäßige Anbau samenfester Sorten unter naturnahen Bedingungen ermöglicht nach mehrfacher individueller Selektion die Herausbildung von robusten, an regionale Gegebenheiten angepasste Land- und Hofsorten. Bei dieser sogenannten on-farm-Erhaltung bleibt im Gegensatz zum Erhalt von Saatgut in Gen-Samenbanken  auch eine Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen möglich.
Land- und Hofsorten  liefern zwar keine Höchsterträge und sind weniger homogen, jedoch ertragssicherer. Außerdem können diese Sorten nachgebaut werden.
 
Die Stiftung Kaiserstühler Garten hat sich zum Ziel gesetzt, eine Sammlung aus samenechten bzw. vegetativ vermehrbaren Kulturpflanzen als Alternative zu Hybridsaatgut und transgenen Pflanzen aufzubauen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. 2008 wurde durch die Arbeit von Dr. Thomas Gladis eine Kulturpflanzensammlung mit überwiegend regionalen aber auch exotischen, in unserer Region kultivierbaren Kulturpflanzen angelegt. Um keimfähiges Saatgut und somit die Kulturpflanzen zu bewahren, werden die Sorten regelmäßig zur erneuten Saatgutgewinnung im Samengarten angebaut. Dies passiert im Samengarten ohne Düngung, Pflanzenschutz oder Bewässerung.






"Schatzkiste" einer Eichstetter Landwirtin mit frischem Saatgut und mit
Saatgut aus längst vergangenen Zeiten.
     

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